Nachwuchsförderung bei der Jugendfeuerwehr – Ein Blick nach Dänemark.
Feuerwehren gäbe es nicht ohne das Ehrenamt: Ehrenamtliche Feuerwehrleute bilden den Großteil der Mannschaften, in Deutschland sind es beispielsweise 95%. Um auch die nächste Generation der Feuerwehren zu sichern, gilt es den Nachwuchs gezielt zu fördern. Ein Blick nach Dänemark zeigt, dass die Jugendfeuerwehr deutlich untervertreten ist. Woran dies liegt und wie die Nachwuchsförderung dort ausgestaltet wird, haben wir im Gespräch mit Florian Habig, Ausbildungskoordinator der Jugendfeuerwehr in Aarhus, erfahren. Dieser Artikel zeigt außerdem auf, warum sich die Teilnahme an der Jugendfeuerwehr positiv auf verschiedene Fähigkeiten und Lebensbereiche der Jugendlichen auswirkt.
„Unge i Beredskabet“: Die Jugendfeuerwehr in Dänemark
Unge i Beredskabet – heißt so viel wie Junge Menschen im Bereitschaftsdienst und ist die für die Jugendfeuerwehr verantwortliche Landesorganisation in Dänemark. Diese hat sich zum festen Ziel gesetzt, jungen Menschen die Freude am Feuerwehrhandwerk zu vermitteln. Die Jugendfeuerwehr ist Teil der dänischen „Beredskab“, bestehend aus staatlichen, regionalen und kommunalen Instanzen. Die Beredskab agiert in den Feldern Zivilschutz, Brandschutz, Brandbekämpfung und Rettungsdienst.
Florian Habig ist Projektmitarbeiter bei Unge i Beredskabet und leitet die Ausbildung der Jugendfeuerwehr in Aarhus. Er bringt ein breites Kenntnisssprektrum mit, da er eine Lehre als Krankenpfleger sowie als Erste-Hilfe-Ausbilder absolviert hat. Darüber hinaus ist er technisch versiert als gelernter Kraftfahrzeugmechatroniker. Florian ist in Deutschland ausgebildeter Feuerwehrmaschinist und als freiwilliger Feuerwehrmann, Erst-Helfer und Jugendausbilder bei der kommunalen Feuerwehr in Dänemark aktiv.
Infrastruktur der dänischen Feuerwehr
Die Feuerwehrstrukturen in Dänemark unterscheiden sich maßgeblich von der Situation in Deutschland. Das Land ist weniger dicht besiedelt und demzufolge existiert nicht in jedem kleineren Ort eine eigene Feuerwehr. In Dänemark sind die Feuerwehrwachen im Schnitt 30km voneinander entfernt. Daraus ergibt sich ein ganz zentraler Schwachpunkt: In ländlichen Gebieten ist es der Feuerwehr nahezu unmöglich zeitnah am Unfallort zu sein, bedingt durch die großen Distanzen.
Feuerwehrangehörige lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Berufsfeuerwehrleute, Freiwillige Feuerwehrleute und Teilzeit-Feuerwehrleute. Insgesamt 82% der dänischen Bereitschaften bestehen aus freiwilligen und Teilzeit Kräften, wobei letztere den Großteil ausmachen. Zur Gruppe der Teilzeitfeuerwehr zu zählen, setzt eine Entfernung der Wache zu Wohn- bzw. Arbeitsort von maximal fünf Minuten voraus. Ein schwer zu erfüllendes Kriterium, wenn man die Besiedelung des Landes bedenkt.
Die weiten Entfernungen sowie ein geringeres ehrenamtliches Engagement stellt auch die Jugendfeuerwehr in Dänemark auf die Probe. Denn besonders eine ortsansässige Feuerwehr „um die Ecke“ lockt neue Interessierte an und bietet einen leichten Einstieg. Zahlen belegen dies deutlich, denn in 2007 gab es lediglich 16 Jugendfeuerwehren in Dänemark. Das steigende Engagement für die Jugendfeuerwehr trägt allerdings Früchte, denn Ende 2021 ist die Zahl auf 51 angestiegen. Im Vergleich: 2019 gab es in Deutschland laut Deutschem Feuerwehr Verband sage und schreibe 20.867 Jugendfeuerwehren.
In Dänemark sind Kinder und Jugendliche folglich auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen, die ihren Nachwuchs zur nächstgelegenen Wache fahren. Dies kann gut und gerne 30-45 Minuten Fahrtzeit pro Tour in Anspruch nehmen. Eine schlüssige Hürde, die es mit einem interessanten Programm wettzumachen gilt
Einfluss der Jugendfeuerwehr auf kognitive und soziale Fähigkeiten
„Was motiviert uns? Es macht Spaß, wir werden gebraucht und leisten zudem einen Beitrag zur Gesellschaft“, erklärt uns Florian Habig über seine intrinsische Motivation. Bei der Jungendfeuerwehr hat es keinen Platz für Alleingänge oder Egoismus. Hier zählt Kameradschaft. Die TeilnehmerInnen im Alter von 11-18 Jahren sind Bestandteil einer festen Gemeinschaft und spüren Zugehörigkeit. Dort sind sie umgeben von Gleichgesinnten. Auf diese Weise werden gemeinsame Interessen gefördert. Dies bestätigt eine von Unge i Beredskabet beauftragte Untersuchung zu den positiven Effekten der freiwilligen Feuerwehr auf Jugendliche.
Ein großer Nutzen ist der sogenannte Transfer, also erlerntes Wissen und Fähigkeiten, welche die Jugendlichen auch auf andere Lebensbereiche, wie im sozialen oder beruflichen Kontext, übertragen können. Die Untersuchung bestätigt, dass TeilnehmerInnen der Jugendfeuerwehr
- vermehrt Verantwortung übernehmen
- mehr Selbstsicherheit entwickeln (z.B. in der Schule)
- häufiger Initiative ergreifen und Hilfsbereitschaft zeigen
- besser darin werden, um Hilfe zu bitten
- einen respektvolleren Umgang pflegen
- bei Konflikten deeskalierend agieren (z.B. auf dem Schulhof)
Die Teilnahme stellt eine erste wichtige Weiche: Laut Umfrageergebnissen plant ein großer Teil der Jugendlichen auch im Erwachsenenalter als Feuerwehrfrau- oder mann aktiv zu sein.
Kurzum: Die Jugendfeuerwehr gibt Heranwachsenden viele wichtige Werte und Fähigkeiten mit auf den Weg, welche bleibende, positive Spuren hinterlassen und Teil ihrer Identität werden.
Programm der Unge i Bereskabet
Nachwuchsförderung ist unausweichlich, um die nächste Generation der Feuerwehren vorzubereiten und den Gemeinschaftsdienst ausreichend zu besetzen. Aus diesem Grund hat sich Unge i Beredskabet zum Ziel gesetzt, die Begeisterung für das Feuerwehrhandwerk bei jungen DänInnen zu wecken. Außerdem soll der ehrenamtliche Gedanke manifestiert und die Jugend für Soziales gewonnen werden. Als Projektmitarbeiter bei Unge i Beredskabet fließt Florians Herzblut in die Rekrutierung sowie Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen.
Die Jugendfeuerwehr in Aarhus trifft sich einmal pro Woche und durchläuft so innerhalb eines Jahres das gesamte Ausbildungsprogramm (Brandbekämpfung, Erste-Hilfe, Rettung, Techn. Hilfe, CBRNE). Neben den regelmässigen Treffen werden Tageseinsätze mit Übernachtungen geplant. Hier erhalten die Nachwuchsfeuerwehrleute Einblicke in einen 24 Stunden Dienst auf der Wache. Außerdem stehen gemeinsamer Sport und die Pflege der Ausrüstung auf dem Programm.
Zusätzlich plant die Jugendfeuerwehr gemeinsame Unternehmungen, wie Schwimmausflüge, bei denen unter anderem die Wasserrettungen geprobt werden.
Damit der Nachwuchs das Feuerwehrhandwerk erlernt, ist die Teilnahme an landesweiten Ausbildungen ein äußerst willkommenes Angebot. Hier treffen sich Jugendfeuerwehren aus ganz Dänemark an verschiedenen Ausbildungsorten und erlernen Kompetenzen z.B. als Hilfs-Ausbilder, qualifizierter Erst-Helfer oder Einsatzleiter (auf Jugendniveau). An ein bis drei Wochenenden je nach Thema tauchen die durchschnittlich 16-20 Teilnehmer in die Welt der Feuerwehren ein. Anschließend nehmen die TeilnehmerInnen stolz ihre Diplome und Auszeichnungen für die erfolgreiche Teilnahme entgegen. Möchte der oder die Jugendliche alle sechs von Unge i Beredskabet entwickelten und angebotenen Ausbildungen durchlaufen, dauert dies insgesamt 2-3 Jahre. Dabei werden sowohl „Spezialisten“ als auch „Allrounder“ auf dem Weg zur Volljährigkeit begleitet, um danach im besten Fall in die aktive Mannschaft und die Erwachsenenausbildung zum/r Feuerwehrmann/frau überzugehen. Dieser Werdegang öffnet jedoch auch andere Türen wie zum Rettungsdienst, Polizei oder Verteidigung.
Ausrüstung der Jugendfeuerwehr
Auch der Nachwuchs übt seine Einsätze mit dem Equipment der Großen und lernt reale Szenarien somit von der Pieke auf. Der einzige Unterschied: Hier gilt es, das Übungsgewicht zu dosieren. Mit Hilfe der SmartEm Schleifkorbtrage können die Jüngeren rückenschonend retten. Mittels diverser Anbauteile werden ressourcenschonende Einsätze möglich, wie z.B. Dank der Räder wird das zu bewegende Gewicht auf die Hälfte reduziert.
„Für Kinder und Jugendliche hat das Zubehör der Schleifkorbtrage wie Räder, Kufen, oder Tragegriff etwas von LEGO und das hält sie bei Laune.“
Florian Habig
Gutes Equipment, das als Lösungsplattform für verschieden reelle Rettungsszenarien dient, macht nicht so schnell müde und der Spaß an der Sache bleibt lange erhalten. Insofern freuen wir von SmartEm uns, dass wir mit unserer Rettungsausrüstung einen Beitrag zur Nachwuchsförderung beitragen können, damit auch junge Menschen Freude am Feuerwehrhandwerk gewinnen.
Sie haben Fragen zur Ausbildung der Jugendfeuerwehr oder der SmartEm-Ausrüstung? Kontaktieren Sie unser Team hier.
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